Sonntag, 5. Juli 2009

Blutschwitzende Bayernwunder

Deutschlandfunk berichtet in der offenbar weitgefassten Kategorie "Hintergrund Politik" über eine beunruhigende neuartige Bluter-Krankheit bei jungen Kälbern:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/981169/

Die Tiere bluten sichtbar aber ohne oberflächliche Verletzungen und verenden häufig an ihrer Krankheit. Das Ganze ist Bauern wie Bayern neu (in diesem Bundesland scheint die Krankheit vermehrt aufzutreten) und wird derzeit von verschiedenen Disziplinen wissenschaftlich untersucht.

Nicht untersuchen, sondern gleich was Passendes "entwickeln", tut eine ortsansässige Tierheilpraktikerin: sie behandelt mit dem "potenzierte(n) Gift der amerikanischen Waldklapperschlange in Form von Globulis". Wichtige Info: "Die sind auch bei Ebola mit auf der 'Materia medica', bei Gelbfieber zum Beispiel". Sie stehen also in irgendeinem der mannigfaltigen Homöopathie-Lehrbücher:

http://de.wikipedia.org/wiki/Materia_medica

Nach eigener Aussage ist der Erfolg groß, denn 18 von 23 mit Zuckerkugeln behandelte Kälber haben überlebt. Was sie genau überlebt haben, wissen wir allerdings nicht, weil weder vorher noch nachher geprüft wurde, ob die Kälber überhaupt unter der neuen Bluter-Krankheit gelitten haben. Vielleicht waren ja 5 der 23 Kälber Bluter...?

Deutschlandfunk auf jeden Fall behauptet erst, die Heilpraktierin hätte mit ihrer Methode "Erfolg", rudert dann zurück und erklärt, dass leider niemand die Kälber wirklich so recht untersucht hat. Mittendrin der schöne Satz: "Trotz der Erfolge warnt die Tierheilpraktikerin vor zu großer Euphorie. Auch sie kann keine Wunder erwirken".

Sie erwirkte also mit großer Wahrscheinlichkeit:

- medizinisch gar nichts, aber ein wenig Einkommen
- eventuell einen Plazebo-Effekt
- und eine angenehme Medienaufmerksamkeit.