Samstag, 14. November 2009

Nicht spezifisch erklärbare Wortbeiträge

Da hat Radio Eins erneut den Fehler gemacht, die unbedarfte Moderatorin mit der charismatischen Autorität zu kombinieren. Heute gab's in der Sendung "Die Profis" einen Beitrag mit dem Titel "Was kann Homöopathie?":

http://download.radioeins.de/mp3/_programm/8/20091114_dp_homoeopathie.mp3

Und, wie sollte es anders sein: es "belegt" mal wieder "die Erfahrung" so einiges. Zu Gast war Andreas Michalsen vom Immanuel-Krankenhaus in Berlin:

http://www.immanuel.de/immanuel-diakonie-gmbh/bereiche/unternehmenskommunikation/nachrichten/berliner-stiftungsprofessur-fuer-naturheilkunde

Endlich haben wir hier auch einen aus der Gruppe vom Blutegel-Dobos (siehe Beitrag vom 20.03.09) vor Ort, falls mal was an den Gelenken quietscht.

Auf jeden Fall gibt uns Michalsen den differenzierten Wissenschaftler und bezeichnet die Wirkweise von Homöopathie saubererweise als "letztlich nicht erklärbar". Danach folgt die übliche rhetorische Runde: Abgrenzung "harte Schulmediziner" auf der einen Seite, "Grundlagenwissenschaftler" auf der anderen, dann noch ein bißchen was zu Informationen in Wassermolekülen - und immer wieder der Beweis der Erfahrung.

Aber dem Herrn Michalsen mache ich ja (hier, an dieser Stelle) gar keinen Vorwurf. Aber warum hat Radio eins das Interview (schon wieder) von einer so ahnungslosen Person führen lassen?

Den investigativen Moderationsbeitrag Nummer 1 kann man gänzlich unkommentiert stehenlassen. Moderatorin: "Ich persönlich probiere ja gerne alles mögliche aus (...), habe (...) mir Globuli geben lassen, probiere ich jetzt seit 3 Wochenenden am Stück (...), und es hilft rein gar nichts. Können Sie mir sagen, warum es nicht hilft, wenn Sie schon nicht wissen, warum es hilft?".

Dann knallhart der Beitrag Nummer 2, der wahrscheinlich so in großen Buchstaben auf dem Zettelchen von der Redaktion steht: "Kritiker meinen ja (...) die Erfolge sind einzig und allein dem Placebo-Effekt zu schulden".

Das Thema nimmt Michalsen gerne auf und verliert sich in einem fröhlichen Quarkschwall-Monolog. In Paraphrase: Mit dem Begriff Placebo ist man ja heute ganz, ganz vorsichtig geworden. Ein Beispiel: operieren sie Menschen z.B. bei Bauchbeschwerden und operieren dabei eine Grupe nur zum Schein, die andere wirklich, dann sind die Ergebnisse nachher die gleichen. Okay, vielleicht tut der Arzt oder auch das Medikament zur Heilung etwas Spezifisches dazu. Und die Erfahrung der Placebowirkung betrifft ja gar nicht die Homöopathie, sondern die ganze Medizin. (Hier schon den Zusammenhang verloren?) Und überhaupt: wenn wir mal nicht die langweiligen wissenschaftlichen Studien anschauen, sondern nur die Patienten, "sogenannte Beobachtungsstudien" - was bringt's dem Menschen?- dann bringt sie viel. Und eigentlich ist es dann auch egal warum.

Sein Fazit zur Homöopathie: sie "hat eine wissenschaftliche Seite, die ist sehr komplex, und dann eine prophane, eine alltägliche, da reicht es eigentlich nur zu sagen: die Homöopathie hilft".

Puh, da bedanken wir HörerInnen der Wissenschaftssendung von Radio Eins uns aber nochmal ganz herzlich, dass Herr Michalsen uns nicht überschätzt und mit wissenschaftlichen Hintergründen gequält hat. Und wir erinnern uns an den Beginn des Einspielers zu diesem Interview, denn da heisst es passenderweise:

"Dumm bleibt dumm, da helfen keine Pillen".

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