Mittwoch, 18. März 2009

Deutschlandfunk in unaufhebbarer Unsicherheit

Ein freischwebend nomadisierender Beitrag bei Deutschlandfunk "Essay und Diskurs". Thema ist die Zukunft des Radios:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/essayunddiskurs/892682/

Und was wir alles darin lernen. Wir RadiohörerInnen leben in einem "mönchisch anmutenden Gelübde visueller Enthaltsamkeit", und eine Schweizer Künstlerin mit unterhaltsamem Namen sucht "in einer neu begründeten Sound-Art das Heil angesichts des in glatter Affirmation erstarrten Visuellen". Es geht um "Ich-Radio, (...), den allgemeinen Trend der Medien zu Mikrokanälen, zum medialen Monadensystem". Es geht um "fatale Flüchtigkeit".

Noch mehr: "Die Beschäftigung mit Radio spiegelt das Wissen um die Zerbrechlichkeit gesellschaftlichen Zusammenlebens, und das Bewusstsein der eigenen Einsamkeit. Es ist ein Bedürfnis nach Kommunikation, das im Radiohören nach Befriedigung sucht, aber das Freischwebende seines Sendens erzeugt keine kollektive Erfahrung, sondern verstärkt die Einsamkeit des Hörers."

Da fühlen sich die meisten RadiohörerInnen wohl kaum ertappt. Aber es steckt ja auch etwas viel Archaischeres dahinter, nämlich "ein Stück Wiedergutmachung an dem schreienden Unrecht, das der gesprochenen Sprache durch die Hybris des Gedruckten zuteil wurde."

Und wie kommt eigentlich das arme Wort "planetar" in die Kiste mit den bedeutungslosen Fülladjektiven, deren Inhalt man fröhlich über seinen Texten ausstreut?

"Aber heute ist unsere Wirklichkeit eine Mediavision der Welt, ein Instrument, das uns instrumentalisiert, ausgestattet mit einer planetar wirksamen Antriebskraft. Je mehr unsere Verfügungsgewalt über die Dinge zunimmt, umso weniger gelingt uns die rationale Verfügung über diese Verfügungsgewalt selbst."

...und so kommt man doch mal ungeplant zum Schmunzeln, während man "das epistemologische Potential dieses Sinnes (des Hörens) voll zur Entfaltung zu bringen" sucht. An dieser Stelle wage ich mal eine provokante Aussage, die ich in einfachen Worten formulieren will: Im Radio gibt es Musik und Sprache. Eine tolle Mischung, wenn man gerade den Sinn dafür frei hat.

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